und römischen Klassiker heraus (c. 1470), während in Paris die Gelehrtenfamilie der Stephanus die neue Kunst mit glücklichem Erfolge weiter entwickelte. Die nächste Folge der grossartigen Erfindung war natürlich die allgemeinere Verbreitung der Bildung. Die Preise der Bücher sanken immer mehr, die Sicherheit der Texte nahm immer zu, und allmählich entwickelte sich durch die Presse ein reger und schneller Gedankenaustausch, von dem uns zuerst die zahlreichen Parteischriften in der Zeit der Reformation einen überraschenden Beweis liefern. Während im Mittelalter die Geistlichkeit der vornehmste und fast der einzige Träger der gelehrten Bildung war, wurden die wissenschaftlichen Studien jetzt in weit grösserer Allgemeinheit betrieben.
Der Humanismus. Von besonderem Einflüsse auf die Hebung der Wissenschaften insbesondere der Studien des klassischen Alterthums waren die griechischen Gelehrten, welche bei dem Fälle Constantinopels (1453) nach Italien auswanderten. Die klassischen Studien (studia humanitatis), deren Vertreter man Humanisten nannte, feierten in Italien zuerst ihre Wiedergeburt. Glanzliebende Fürsten, wie die Mediceer zu Florenz, setzten in die freigebige Unterstützung der Wissenschaften ihren höchsten Stolz. Hier hatte schon im 14. Jahrhundert der Dichter Petrarca auf die sprachliche Schönheit in den Werken der Alten hingewiesen. In Rom, wo der berühmte Laurentius Valla die Begeisterung für das Alterthum neu entzündete, wurde die Vaticanische Bibliothek angelegt; unter Leo X. errang der Humanismus seine höchsten Triumphe und steigerte sich zu einer masslosen Verherrlichung des Alterthums. — In Deutschland und Holland nahmen sich die Fratres vitae communis in ihren Klöstern am Niederrhein zuerst der neu erwachten klassischen Studien an. In Deventer lehrte Alexander Hegius (Sander aus Heek in Westfalen), in Münster Rudolf von Langen*), Vallas begabter Schüler. Am deutlichsten stellten sich die verschiedenen Richtungen des Humanismus in Johann Reuchlin und Erasmus von Rotterdam dar.
Johann Reuchlin**), genannt Kapnio (1455—1522) aus Pforzheim, im Badischen gebürtig, studierte in Italien das Hebräische und Griechische,
*) A. Parmet, Rudolf von Langen. 1870.
**) L. Geiger, Joh. Reuchlin. 1871.
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Extrahierte Personennamen: Petrarca Laurentius_Valla Leo_X Leo Alexander_Hegius_(Sander Alexander Rudolf_von_Langen* Rudolf Johann_Reuchlin Johann Johann Kapnio Rudolf_von_Langen Rudolf L._Geiger Reuchlin
Extrahierte Ortsnamen: Paris Italien Italien Rom Deutschland Holland Deventer Westfalen Rotterdam Pforzheim Badischen Italien Griechische
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mäne Don Quixote die phantastische Ausartung des spanischen Ritter-Ihums jener Zeit. Der Portugiese Camoens (f 1569) dichtete als Verbannter auf der Insel Macao seine Lusiade, worin er die Heldenthaten 'der Portugiesen (Lusitanier) unter Vasco da Gama und ihre Eroberungen in Ostindien besingt.
e) In England begann die Blüte der Dichtkunst unter der glanzvollen Regierung Elisabeths. William Shakespeare aus Stratfort am Avon (1564—161ä) schuf dem Drama ganz neue Bahnen und zeigte sich als den vollendetsten Meister in psychologisch richtiger Entwickelung dei- Charaktere sowie in der Behandlung des Humors und der Anwendung Äller bühnengerechten Mittel zur Belebung der Handlung. Seine Dramen Hamlet, Romeo und Julie, König Lear, Somtaernachtstraum, Othello, Heinrich Iv., Richard Iii. sind Muster für die Dichtung aller folgenden Zeiten geworden. John Mil ton (t 1674), ein Zeitgenosse und feuriger Anhänger Oliver Cromtrells und eine Zeitlang dessen Geheimschreiber, stellte in seinem Epos „das verlorene Paradies“ den glücklichen Urznstand und den Sündenfall der ersten Menschen dar.
d) Deutschland. Während hier der Meistergesang in seiner beschränkten Weise immer mehr verflachte, zeigte das Volkslied die üppige Fülle und tiefe Innigkeit des deutschen Gemüthslebens. Die unruhige Zeit der Reformation Und die vielen Gegensätze des damaligen Lebens spiegeln sich in Hans Sachs’(t 1576) Fastnachtspielen und in -Johann Fischarts (t 1589) Satiren ab. Das religiöse Lied wurde durch Luther, Paul Fleming und den Jesuiten Friedrich von Spee gepflegt. Grössere Formvollendung und die Beobachtung einer regelmässigen Verskunst strebte Martin Opitz, der Gründer der ersten schlesischen Dichterschule in seiner deutschen Poeterei (1624) an. Aber die traurige Zeit des dreissigjährigen Krieges prägte der zweiten seh lesi sehen Schule den Stempel der Entartung und der geistigen Armuth auf. Doch regten die Widersprüche des tief gesunkenen Zeitalters Friedrich von Logau zum Epigramm und Samuel Greifenson und Moscherosch zu den Sittenromanen Simplicissimus und Gesichte Philanders von Sittewald an.
6. Die Künste. Unter ihnen fanden besonders
a) die Baukunst in Italien eifrige Pflege und Aufmunterung. Bram ante begann den Neubau der Peterskirche; aber Michel Angelo (t 1563), gleich ausgezeichnet als Architect wie als Maler und Bildhauer, war der eigentliche Schöpfer dieses kunstvollen Riesenbaues.
b) Die Malerei wurde gleichfalls an den glänzenden Fürstetihöfen Italiens besonders gepflegt und entwickelte sich in der lombardischen, florentinischen, römischen und venetiani sehen Schule zu einer Höhe der Auffassung und Harmonie der Darstellung, welche sie später nicht wieder erreicht hat. Lionardo da Vinci aus Florenz (t 1519), von Ludovico Sforza an den Hof nach Mailand berufen, wurde der Gründer der lombardischen Schule. Sein berühmtes Abendmal ist
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Extrahierte Ortsnamen: Macao Ostindien England Deutschland Hans_Sachs’( Italien Italiens Florenz Mailand
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durch vorzügliche "Gruppirung und durch Fülle dramatischen Lebens unübertrefflich. Correggio (f 1534), gleichfalls der lombardischen Schule angehörig, ist ausgezeichnet in der Behandlung des Helldunkels, äber seine religiösen Bilder wirken mehr durch den bloss sinnlichen Ausdruck als durch Tiefe des Gemüths. Sein berühmtestes Gemälde die Nacht stellt die Geburt Christi und das Aufgehen eines neuen Lichtes für die in Finsterniss versunkene Welt dar. Der geistreiche und vielseitige Michel Angelo wurde der Stifter der florentinischen Schule. Seine Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle, die vorchristliche Zeit von der Weltschöpfung an bis auf den ersehnten Erlöser in verschiedenen Bildern darstellend, sind das gewaltigste Denkmal der Malerei aller Zeiten, ebenso vorzüglich in der grossartigen Erfassung des Ganzen, wie in geistreicher Durchführung des Einzelnen. Sein Altarbild m derselben Kapelle, das jüngste Gericht, versinnlicht den furchtbaren Augenblick des „Weichet von mir, ihr Verdammten“ in der ergreifendsten Weise. Raphael Sanzio aus ürbino (r483—1529), von dem kunstliebenden Papste Julius Ii. nach Rom berufen, ward das Haupt der römischen Schule. Von seinen zahlreichen (gegen 100) Madonnenbildern , welche die Mutterliebe in religiöser Verklärung und in der grössten Schönheit ebenmässiger Formvollendung darstellen, sind die Sixtinische Madonna und die Madonna della Sedia die bedeutendsten. Seine Wandmalereien in drei Sälen des Vaticans unter dem Namen Stanze, d. i. Zimmer des Raphael, bekannt, behandeln besonders die weltgeschichtliche Bedeutung der Kirche auf dem Gebiete der Wissenschaft. Berühmt ist unter ihnen namentlich die Disputa oder die Darstellung der Theologie. An der Spitze der venetianischen Schule steht Tizian (f 1576), dieser Meister edel verklärter, sinnlicher Schönheit, und Paolo Veronese (f 1588), welcher besonders festliche Gast-mäler, wie die Hochzeit zu Kana, darzustellen liebte.
Die grossen Vorbilder der italienischen Schule übten auch auf die Malerei in andern Ländern einen bestimmenden Einfluss aus. In Deutschen d entwickelte sich eine schwäbische und eine fränki s che Schule. Das Haupt der schwäbischen Schule war Hans Holbein (f 1*554), welcher von seiner Vaterstadt Augsburg nach London übersiedelte und hier in seinem Todtentanz mit grossartiger Ironie und tragischem Humor die Nichtigkeit jeder irdischen Grösse darstellte. Das Haupt der fränkischen Schule, Albrecht Dürer aus Nürnberg, .zeigt in seinen zahlreichen religiösen Bildern grosse Fülle der Phantasie und echt deutsche Gemüthstiefe. Unter seinen Nachfolgern ist der Sachse Lucas Cranach, Maler am Hofe des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen und Freund Luthers, der bedeutendste. — Im 16. Jahrhundert verfiel die italienische Malerei, aber im 17. nahm sie wieder einen eigenthümlichen Aufschwung. Es entstanden jetzt zwei Richtungen, eine eklektische mit Domini-chino und Guido Reni an der Spitze, welche sich an die grossen Meister der Blütezeit anschlossen, und eine naturalistische unter
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Rom Kana London Nürnberg Luthers
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Caravaggio, welche nur nach energischer Nachahmung der Natur strebte und in ihren Räuber- und Banditenfiguren ein Abbild der damaligen verkommenen Zeit lieferte. Auch in den Niederlanden, wo der üppige Reichthum der Handelsstädte das Emporkommen der Künste begünstigte, zeigen sich jene beiden Richtungen, indem sich die Maler des katholischen Brabant den Eklektikern, die des protestantischen Holland den Naturalisten anschlossen. Der Hauptvertreter der Schule von Brabant ist Paul Rubens, (geboren zu Cöln?, gest. zu Antwerpen 1640), welcher in seinen Bildern, wie in seiner berühmten Kreuzabnahme, markige Charaktere und lebensfrisches Handeln zeigt und den Mangel reineren Formenadels durch unerschöpfliche Fülle von Leben ersetzt. Sein Schüler Van Dyk übertreibt in seinen Bildern, wie in der „Dornenkrönung“, die Art seines Meisters oft ins Unschöne und Gewaltsame. Die holländische Schule der Naturalisten hat ihren Hauptvertreter in Paul Rembrandt (f 1674), welcher seinen religiösen und mythologischen Bildern die Gestalten gemeiner Wirklichkeit zum Grunde legt und trotz kräftig bewegter Handlung und der meisterhaften Behandlung des Halbdunkels oft ins Platte verfällt.
Zweite Periode.
Die Zeit der unumschränkten Selbstherrschaft.
(1648-1789.)
§. 23. Während bereits in der ersten Periode in allen Ländern Europas mit alleiniger Ausnahme von England die königliche Macht durch die Aufhebung ständischer Vorrechte gestiegen ist, wird sie in dieser Zeit zur völlig unumschränkten Monarchie erhoben. Nachdem die Macht Deutschlands im dreissigjährigen Kriege gebrochen, tritt Frankreich als vorherrschende Grossmacht in Europa auf. Bei dem grossen Ueber-wiegen dieser Macht verfolgen die übrigen Staaten als Hauptziel ihrer Politik die Aufrechthaltung des europäischen Gleichgewichts, ein Streben, welches zwar schon in der ersten Periode durch die Uebermacht Karls V. geweckt war, das aber erst in dieser Zeit das bewusste Ziel der politischen Verbindungen wird. Die Kriege dieser Zeit nehmen daher den Charakter und die Ausdehnung europäischer Kriege an. Die Periode zerfällt in 2 Abschnitte:
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Extrahierte Personennamen: Caravaggio Paul_Rubens Rembrandt Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Holland Brabant Europas England Deutschlands Frankreich Europa Karls
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Vertrieb gewisser Waaren ausschliesslich gestattet wurde, bedeutend gehemmt. Die Handelswege und Verkehrsstrassen wurden verbessert, und durch Anlage von Canälen, unter denen der von Languedoc oder der Canal du midi der bedeutendste ist, wurde die Verbindung zu Wasser befördert. Der Handel mit überseeischen Ländern wurde durch Anlage von Colonien und durch Handelsverträge gehoben. Der Ackerbau erfreute sich nicht in gleichem Masse der Fürsorge des Ministers; daher fühlten die Landbewohner den Druck der kostspieligen Regierung mehr als die gewerbtreibenden Städte.
b) Das Kriegswesen erhielt durch den Kriegsminister Louvois einen neuen Aufschwung. Dieser verbesserte die Bewaffnung durch Einführung des Bajonnets, hob das Ansehn des bisher wenig geachteten Soldatenstandes und führte eine strenge Kriegszucht ein. Das Heer belief sich auf eine Friedensstärke von 100,000 und eine Kriegsstärke von 300,000 Mann und war damals schon der Zahl nach bei weitem das stärkste in Europa. Der Ingenieur Vauban sicherte das Land namentlich an der Nordostseite durch eine doppelte Reihe vortrefflicher Festungen. Tüchtige Feldherrn, wie Conde, Turenne, Luxembourg, Catinat, Vendome, Villars standen an der Spitze der Heere.
c) Literatur und Kunst. Nach dem Beispiele Ri-chelieus, des Gründers der französischen Academie, legte der König mehre Academien an. Die Academie des inscrip-tions et des lettres beschäftigte sich mit der Alterthumskunde und Philologie, die Academie des sciences mit der Mathematik und den Naturwissenschaften, die Academie des beaux arts mit den schönen Künsten. Daneben gab es noch eine Academie der Malerei und der Baukunst. Die französische Literatur erlebte unter ihm ihr goldenes Zeitalter. Unter den Dichtem glänzte Moliere (f 1673) als Lustspieldichter, Corneille (t 1685) und Racine (f 1699) als Tragiker. Jean de Lafontaine wurde als Fabeldichter, Boileau als Satiriker und Kunstrichter berühmt. Als Kanzelredner ragten Bossuet, Massillon und Fenelon, der Verfasser der Abenteuer des Telemach, hervor. Die Baukunst erhielt, obwohl Ludwig grosse Summen auf den Ausbau seines glänzenden Lustschlosses zu Versailles und die Verschönerung der Tuilerien und des
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Extrahierte Personennamen: Louvois Jean_de_Lafontaine Boileau Ludwig Ludwig
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leuten zu und betrat mit seiner Untersuchung über den Menschen (Essay of man) die Bahn der didaktischen Dichtung, auf der er viele Nachfolger hatte. Thomsons (f 1748) Jahreszeiten wurden ein vielfach nachgeahmtes Muster für die beschreibende Dichtkunst. Young’s Nachtgedanken, ein lyrisch-didaktisches Gedicht voll herrlicher Gedanken, aber von schwer-müthiger Eintönigkeit, wirkten gewaltig auf die empfindsame Stimmung der Zeit. Einen besseren Ton schlug der schottische Volksdichter Burns an, welcher edle Sprache mit kräftigem Gefühl und gesundem Humor verband.
b) F rankrei chjs Literatur ist §. 48, 1 geschildert.
c) Deutschland. Hier handhabte nach dem Abblühen der schlesischen Dichterschulen der Schweizer Albrecht von Haller, in seinem beschreibenden Gedichte „die Alpen“ die Sprache mit Kraft und Gewandtheit. In seinem Geiste dichtete auch sein Landsmann Bodmer. Dieser kämpfte gegen die von dem Leipziger Professor Gottsched vertretene Richtung, welche den Werth dichterischer Erzeugnisse nur in die richtige Beobachtung der Kunstregeln setzte, mit Erfolg an. Der unerquickliche Streit zwischen den Bodmerianern und Gottschedianern dauerte fort, bis mehrere jüngere Dichter in den „Bremer Beiträgen“ eine selbständige Stellung einnahmen. Der eigentliche Bannerträger der neuen deutschen Dichtung wurde der begeisterte und kraftvolle Friedr. Gottlieb Klop-stock (1724 — 1803), welcher in seinem epischen Gedicht Messias das göttliche Erlösungswerk in erhabenem Dichterschwunge besang. Seine Oden an Ebert, an Giseke, Frühlingsfeier, die frühen Gräber, Sommernacht, der Zürchersee u. a. athmen glühende Vaterlandsliebe und Begeisterung für die höchsten Ideen und Empfindungen des Menschen. Einen Gegensatz zu dem schwungvollenklopstock bildet der verstandesklare, nach bewusster Kunstregel schaffende Gotth. Ephraim Lessing (1729—1781) welcher in seinem „Laokoon“ und in seiner „Hamburger Dramaturgie,“ die Theorie der Dichtkunst und insbesondere des Dramas entwickelte und Deutschland von der sklavischen Nachahmung des französischen Geschmacks befreite. Seine Dramen Minna von Barnhelm, Emilia Galotti, Nathan der Weise, haben eine enge Beziehung zu den Bestrebungen und den geistigen Strömungen der Zeit; im „Nathan“ wandte er zuerst den fünffüssigen Jambus statt des bis dahin üblichen Alexandriners an. Während Lessing seine Hauptkraft daran setzte, den französischen Geschmack zu brechen, wurde Martin Wieland (1733—1813), anfangs ein Anhänger der religiös empfindsamen Dichtung Bodmers, ganz ein Kind des lüsternen und üppigen französischen Zeitgeistes, den er in seinem romantischen Epos Oberon und in seinen Romanen Agathen, die Abde-riten, Peregrinus Proteus, u. a. wiederspiegelt. Daher wandten sich denn auch trotz seiner gefälligen Sprache die edleren und ernsteren Geister von ihm ab, und eine begeisterte Schaar junger Dichter, wie Friedrich Leopold von Stolberg, Joh. Heinrich Voss, Hölty, denen eich später auch der kernige Balladendichter Gottfr. Aug. Bürger und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Hölty
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gelegt. Die zwischen Preussen und Hessen - Darmstadt 1828 abgeschlossene Zolleinigung erweiterte sich allmählich (1829 —1840) durch den Beitritt mehrerer nord- und süddeutschen Staaten zu einem deutschen Zollverein, welcher alle grösseren deutschen Staaten, ausser Oesterreich, Hannover, Mecklenburg, Oldenburg und den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck, im Ganzen 27 Millionen Menschen umfasste. — Die Julirevolution brachte in den preussischen Landen keine Erschütterungen, wohl aber eine heftige Aufregung hervor, welche noch durch aufrührerische Schriften deutscher Schriftsteller in Paris, wie Ludwig Börne, Heinrich Heine und anderer genährt wurde. Der Regierungsantritt des hochbegabten, kunstsinnigen Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) gab dem staatlichen Leben einen neuen Schwung. Der Streit, welcher 1837 mit den Erzbischöfen von Köln und Posen über die kirchliche Zulässigkeit gemischter Ehen ausgebrochen war, wurde durch ein Einvernehmen mit der römischen Curie beigelegt. In Hannover vereinbarte der zum Vicekönig ernannte Herzog von Cambridge, der Bruder des Königs Wilhelm Iv. von England, mit den Ständen eine Verfassung, in der die bisherigen Vorrechte des Adels bedeutend beschränkt wurden, 1833. Als aber bei der Thronbesteigung der englischen Königin Victoria die bisherige Personalunion mit England, weil in Hannover die weibliche Erbfolge nach dem salischen Gesetz ausgeschlossen war, aufgehoben wurde und Ernst August, der Bruder Wilhelms Iv., folgte, hob dieser die Verfassung des Jahres 1833 auf und entsetzte sieben Göttinger Professoren, Grimm, Dahlmann, Gervinus u. a., welche sich öffentlich gegen diese Aenderung aussprachen, ihres Amtes. — In Süddeutschland, wo eine radikale Partei auf völligen Sturz der Regierungen ausging, begannen auf dem zu Hambach an der Hardt gefeierten Volksfeste republikanische Grundsätze laut zu werden. Als Metternich, um diesen gefährlichen Geist niederzuhalten, in 6 Bundesbeschlüssen das Vereins- und Versammlungsrecht beschränkte, richteten die Radikalen ihre Angriffe auf Frankfurt als den Sitz des Bundestages. Sie besetzten die Hauptwache, wurden aber bald zur Flucht genöthigt, 1832. Diesen Auftritten gegenüber schlossen sich die
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Extrahierte Ortsnamen: Preussen Hessen Darmstadt Oesterreich Hannover Mecklenburg Oldenburg Hamburg Bremen Paris Posen Hannover England England Hannover Süddeutschland Hambach Frankfurt
fried Hermann (t 1849) brach eine neue Bahn in der Darstellung der alten Metrik, sowie in der Behandlung der griechischen Grammatik und in der Kritik des Sophocles und Aeschylus. Auch Aug. Boeckh (f 1867) förderte in seiner Ausgabe des Pindar das Verständniss der griechischen Metrik, während er in seiner Staatshaushaltung der Athener einen tieferen Einblick in das griechische Staatswesen gewährte und in seiner Sammlung griechischer Inschriften der Forschung eine wichtige Quelle eröffnete. Friedr. Gottl. W elcker glänzte als Forscher auf dem Gebiete der griechischen Mythologie und Kunstgeschichte und Friedr. Ritschl als geistreicher Kritiker und Erklärer des Plautus wie als Kenner der gesammten alten Latinität. — Karl Lach mann (f 1851) erwarb sich durch seine kritische Ausgabe des Lucrez und die Ausscheidung mehrerer unechter Theile des Nibelungenliedes ein gleiches Verdienst um die lateinische wie um die deutsche Literatur. Jacob und Wilh. Grimm ragen als Schöpfer der altdeutschen Grammatik und Spracherklärung hervor. Die von den gründlichen Kennern des Sanskrit Wilhelm von Humboldt und Franz Bopp (f 1867) begründete vergleichende Sprachforschung regte zu einer wissenschaftlichen Erforschung der griechischen und lateinischen Sprachformen an.
4. Die Geschichtschreibung. Ebenso wie in der tieferen Erforschung des classischen Alterthums, so behauptet auch in der Geschichtschreibung Deutschland in dieser Beziehung entschieden den Vorrang. Barthold Georg Niebuhr (f 1831) zeigte in der Behandlung der ältesten römischen Geschichte neben umfassender Gelehrsamkeit eine Schärfe der Kritik, welche für die Gründlichkeit der geschichtlichen Forschung überhaupt von den wichtigsten Folgen war. Friedrich Christoph Schlosser (f 1861) zog in seiner Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts und in seiner Weltgeschichte für das deutsche Volk die Kulturgeschichte in umfassendem Massstabe in den Kreis der Betrachtung. Unter seinen Schülern ragen Lud w. Häusser (f 1867), welcher die deutsche Geschichte seit dem Tode Friedrichs des Grossen, und Ger-vinus (f 1871), welcher die Geschichte der Neuzeit darstellte, besonders hervor. Während Schlossers Darstellung hauptsächlich von der auf das Materielle gerichteten Anschauung der Zeit getragen ist, stellte He in r. Leo die Universalgeschichte auf dem Grunde einer christlichen Lebensanschauung dar. Friedrich v. Raumer schrieb eine Geschichte der Hohenstaufen, Karl Adolf Menzel behandelte die neuere Geschichte der Deutschen mit ebenso grosser Quellenkenntniss wie Unparteilichkeit. Friedr. Dahlmann (f 1860) stellte die französische und englische Revolution in anziehender Sprache dar, um die politische Bildung der Zeitgenossen durch die Betrachtung dieser staatlichen Erschütterungen zu fördern. Leopold Ranke, ausgezeichnet durch die Gabe einer feinen psychologischen Charakterentwickelung und plastischer Darstellung, schilderte die Geschichte der römischen Päpste, die Fürsten und Völker Südeuropas im 16. und 17. Jahrhundert, die deutsche, französische und
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Lebens doch überall das Gefühl eines unbefriedigten Herzens durch. Dieses schneidende Gefühl wurde fortan ein hervorragendes Merkmal der „Weltschmerzdichter“. Byrons Dichtung wirkte auf die Zeitgenossen um so mehr, da er selbst durch seine Begeisterung für Völkerfreiheit getrieben in die Reihen der griechischen Freiheitskämpfer eintrat und in Missolunghi seinen Tod fand, 1824. Ein Zeitgenosse Byrons war der Schotte Walter Scott (t 1832), welcher in seiner romantisch-epischen Dichtung die Jungfrau vom See und in seinen historischen Boinanen die Natur seines schottischen Heimathlandes mit den glänzendsten Farben schilderte. Als Scotts Nachfolger in der Behandlung des Romans kann der Amerikaner James Fenimore Cooper betrachtet werden, welcher in seinem Spion, Pfadfinder u. a. reizende Schilderungen von den Gefahren des Ansiedlerlebens und den Wildnissen des Urwaldes entwirft. Unter den zahlreichen neueren Romanschreibern ist B ul wer besonders durch seine Romane Nacht und Morgen und die letzten Tage von Pompeji, Dickens (Boz) durch seine humoristische Erzählung die Pickwickier berühmt geworden.
b) Frankreich. Nach den Stürmen der Revolution blieb die Literatur noch eine Zeitlang in der naturalistischen Anschauung Rousseaus und seiner Anhänger befangen. Auch der berühmte Reiseroman der Frau von Stael, Corinne, beruht noch auf dieser Grundlage. Erst Chateaubriand (t 1848) suchte wieder in seinen Erzählungen Attala, Ren6 und in seinem Geist des Christenthums eine religiöse Gesinnung unter den höheren Ständen zu verbreiten. Alfonse de Lamartine schritt in seinen poetischen Betrachtungen und in der Reise nach Palästina auf dieser Bahn fort. Als volksthümlicher Lyriker ist Pierre Errang er (t 1857) bedeutend , welcher in seinen Chansons den gegenwärtigen französischen Yolkscharakter am treuesten abspiegelt. Victor Hugo erwarb sich durch seine lyrischen Gedichte und seinen Roman Notre Dame de Paris einen Ruhm, dem er später in seinen überspannten Romanen nicht entsprach. Der neueste französische Roman, welcher meistens Tendenzen predigt, welche der Religion und Sittlichkeit Hohn sprechen, hat besonders in den niederen Volksschichten eine beständige Unzufriedenheit mit den politischen und socialen Zuständer erzeugt.
c) Deutschland. Die deutsche Literatur erlangte in dieser Zeit, obschon Deutschland politisch darniederlag, dennoch durch ihre grossen Heroen Schiller und Göthe eine zweite Blüteperiode und gab ein glänzendes Zeugniss von der jugendlich frischen Triebkraft des deutschen Geistes. Zuerst übte Job. Gottfr. Herder (t 1803) eine lebhafte Anregung aus, indem er im Gegensatz zu der vorwiegend verstandes-mässigen Richtung Lcss n;:s die liiuntasie für die Quelle aller Poesie erklärte und in seinen Stimmen der Völker und in seinem Cid auf die hebräische Poesie und die Volksdichtung hinwies. In seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit erkennt er die
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Heranbildung zur Humanität für die Hauptaufgabe des Menschengeschlechts. Als der umfassendste Dichtergeist, welcher die classische Formschönheit der Antike mit dem Geiste der modernen Bildung am ebenmässigsten verbunden hat, erscheint Joh. Wolfgang v. Goethe (1749—1832). Nachdem er in seinem Drama Götz von Berlichingen seine grosse Begabung zur kräftigen Zeichnung eines dramatischen Bildes bekundet, schuf er auf seiner italienischen Reise (1786—88) die Dramen Iphigenie auf Tauris, Egmont, Torquato Tasso und die Anfänge des Faust. Die zu Weimar mit Schiller geschlossene Freund--schaft (1794) begann einen neuen Abschnitt dichterischer Thätigkeit und regte zu den Xenien, einer gemeinschaftlichen Schöpfung beider Dichter (1796), und zu mehreren Balladen an. Auch das Epos Hermann und Dorothea, eine herrliche Verklärung deutscher Sitte und Gemüthstiefe, ^ wurde in dieser Zeit gedichtet. Das ungemeine Talent des Dichters für plastische Gestaltung zeigte sich auch in seinen Romanen Wert her» Leiden, Wilhelm Meisters Lehr- und Wänderjähre, die Wahlverwandtschaften; doch fehlte es seinen Schöpfungen auf diesem Gebiete an Einheit der Anlage und an einer sittlichen Grundlage. Die mannigfachen Strömungen seiner Jugendzeit stellte der Dichter in dem Buche Aus meinem Leben, Dichtung und Wahrheit dar. Während Göthe die Erfahrungen und Erscheinungen des Lehens in objectiver Weise dichterisch verklärte, trug Friedrich v. Schiller (1759—1805) die Ideale seines Innenlebens in seine poetischen Gestalten hinein. Seine ersten Dramen die Räuber, Fiesco, Kabale und Liebe, Don Carlos stellen sämmtlich Charaktere dar, welche gegen die bürgerliche oder staatliche Gebundenheit ankämpfen. Der Aufenthalt zu Weimar (1787) und die Professur in Jena führten den Dichter zu geschichtlichen und philosophischen Studien, während die Freundschaft mit Göthe einen edlen Wetteifer der beiden grossen Dichtergenien hervorrief. Neben mehreren Balladen (1797) und lyrischen Lehrgedichten, unter denen das herrliche Lied von der Glocke (1799) am vollendetsten ist, entstanden in rascher Folge die bedeutendsten Dramen, die Trilogie Wallenstein, Maria Stuart, die Jungfrau von Orleans, die Braut von Messina, Wilhelm Teil. — Ein Zeitgenosse der beiden grossen Dichterheroen, aber von ihrem Wesen wenig berührt, war Jean Paul Friedr. Richter (t 1825), welcher in seinen humoristischen Rcmanen Titan, Flegeljahre u. a. eine reiche Phantasie zeigte, welche das Entgegengesetzte zu verbinden und durch den Humor poetisch auszugleichen suchte.
Während Schillers und Göthes Dichtung hauptsächlich auf einer Verbindung der antiken Kunst mit der modernen Bildung beruhete, ging die Schule der Romantiker auf das Mittelalter zurück und suchte ihre Poesie mit christlichen Ideen zu durchdringen. Ludw. Tieck, Friedn v. Hardenberg oder Novalis, Aug. Wilh. v. Schlegel und sein Bruder Friedrich v. Schlegel, Achim v. Arnim, Adalbert v. Cha-
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Extrahierte Personennamen: Goethe Torquato_Tasso Schiller Hermann Dorothea Wilhelm_Meisters Wilhelm Friedrich_v Friedrich Schiller Fiesco Carlos Maria_Stuart Maria Wilhelm Jean_Paul_Friedr Tieck Hardenberg Novalis Schlegel Friedrich_v Friedrich Schlegel Achim_v